Streit als politische Kultur

Vorne weg: Ich bin niemand, die den Streit sucht. Ich mag keine Konflikte um des Konflikts willen. Dafür bin ich auch nicht bekannt. Ich habe aber durchaus den Anspruch, Konflikte zu benennen – und wenn möglich auch gerne zu lösen. Ich bin daher durchaus der Meinung, dass inhaltlicher Streit zur politischen Kultur gehört und notwendig ist. Sachliche Auseinandersetzungen halte ich für richtig und wichtig.

Streit ist ganz normal!

Es liegt in der Natur der Sache, dass Menschen zu einzelnen Themen unterschiedliche Meinungen haben. Es ist ebenso normal, dass sie diese Meinung kund tun und versuchen, andere davon zu überzeugen. Das wird oft als Streit bezeichnet. In politischen Auseinandersetzungen ist das ganz genauso. Streit ist etwas ganz normales!

Mehr noch: Streit ist konstruktiv!

Denn es geht um ein Ziel: den Gegenüber zu überzeugen – oder eine gemeinsame Kompromiss-Lösung zu finden. Oder die Positionen klar zu machen und abzustecken, wo die Konflikte liegen. Vielleicht gibt es ja tatsächlich gemeinsame Positionierungen. Oder ein Stück Weg, das man gemeinsam gehen kann. Dann muss entschieden werden, welche Abzeigung man nimmt. Das ist dann in politischen Debatten oft die kontroverse Abstimmung. Und da gilt dann: Mehrheit ist Mehrheit. Die muss mir nicht gefallen und ich muss mich deswegen der Mehrheitsmeinung nicht anschließen. Aber vielleicht habe ich dennoch ein wenig erreicht – und auf jeden Fall ist ein Prozess, ein Produkt etwas auf den Weg gebracht oder ein eventueller Fehler verhindert. Am Ende steht so und so ein Ergebnis mit dem man weiterarbeiten muss. Insofern ist Streiten eigentlich ein konstruktiver Prozess – solange der Streit um die Sache geht. Das Gegenüber in seiner Würde, die Person, die Würde des Menschen und andere grundlegende Dinge dürfen dabei nicht angegriffen werden – das versteht sich aber von selbst. Aber selbst dann:

Streit sorgt für Klarheit!

Bei allem Ärger über  Positionen, Meinungen und (Abstimm-)Verhalten. Aber Positionen und die Unterschiede in den Positionen müssen klar benannt werden. Ja, das ist für Politiker*innen manchmal blöd, weil man dann nicht das Dafür und das Dagegen bedienen kann und man vielleicht Wählerinnen und Wähler der einen Seite nicht gewinnen kann. Aber geht es um die Wahl oder um die Sache?  Meiner Meinung nach kann es nur um die Sache gehen – und das bedeutet auch: Politik heißt Position beziehen, Positionen erklären und um Positionen ringen. Das sorgt für Transparenz beim Beobachtenden (Wer will was? Wer steht wofür? und wie kommt er/sie zu dieser Meinung?) – aber auch für Klarheit untereinander und für mögliche weitere Wege miteinander oder aufeinander zu. Von daher ist Streit auch wichtig, um die Unterschiede erkennen und benennen zu können. Ein „der Konflikt ist gar nicht da, eigentlich wollen wir ja schon irgendwie alle das Gleiche“  hilft nicht weiter. Man kann beispielsweise eine Straßenbahnlinie bauen oder es (begründet oder unbegründet) bleiben lassen. Ein bisschen dafür, ein bisschen dagegen – das ist Quatsch!

Ich bin niemand, die Konflikte um Konflikte willen führt.Ich glaube auch, dass ich insgesamt eher zu denen gehöre, die konstruktiv an Lösungen arbeitet und auch anderen das „Urheberrecht“ an einer guten Lösung zugesteht. Ich bin aber der Meinung, Konflikte die existieren, müssen benannt werden und an den konkreten Konfliktpunkten gearbeitet werden. Genauso wie ein tatsächlicher Konsens benannt werden muss. Es hilft nichts, wenn unterschiedliche Auffassungen weggeredet werden. Wenn wir in der Politk Lösungen für gesellschaftliche Probleme gemeinsam oder mehrheitlich finden wollen brauchen wir den politischen Streit. Lasst uns wieder mehr zur Sache streiten!

Wenn eine eine Reise tut…

… dann kann sie was erzählen!

Ich hoffe, ihr seid alle gut ins neue Jahr gestartet und wünsche auch von hier aus Alles Gute für 2020.

Silvester haben wir bei Freunden in den französischen Alpen verbracht. Da wir wenig Lust hatten auf Stress, Stau und Schnee auf der Autobahn haben wir das Experiment „Bahnreise ins Ausland“ gewählt. Dank unseres Lieblingsreisebüros Gleisnost aus Freiburg haben wir auch recht kurzfristig Anfang Dezember noch eine günstige Zugverbindung bekommen. Es ging über Stuttgart – Zürich – Genf nach Aix-les-Bains.

Das Christkind hatte im Vorfeld bei den Kindern für ordentliche Reiserucksäcke gesorgt und so konnten wir alle mit einem eigenen Rucksack früh um 8 mit der Straba losziehen zum Bahnhof und hatten auch noch Platz für Proviant und fränkische Mitbringsel für die französischen Freunde – und genug Lesefutter für die 11 Stunden Zugfahrten.

Dank des Streiks bei der SNCF konnten wir dann in Genf nicht mit dem Zug weiter, aber die Region Rhone-Alpes hat uns und alle anderen freundlicherweise mit einem Bus (Schienenersatzverkehr) nach Aix gebracht – und dieser Bus war letztlich, da ohne Zwischenhalte unterwegs, 20 Minuten früher als geplant in Aix. Sehr schön. Geschenkte Zeit mit unseren Freunden.

Die Zeit in und um Aix haben wir gut mit Essen, Reden, Spazierengehen und wieder Essen rumbekommen – und hatten wundervolle Tage mit alten Studienfreunden, die wir viel zu selten treffen. Weils so schön ist ein paar Bilder, denn Bilder sagen mehr als Worte.

Auch den Rückweg mussten wir zunächst mit dem Bus antreten – und hatten so eingehend Zeit uns den Bahnhof von Genf genauer anzuschauen, bis unser Zug fuhr. Dieser Zug hatte leider einen technischen Defekt, so dass er dann ab Bern gar nicht mehr weiterfuhr und wir aussteigen mussten. Unser Anschluss in Zürich war damit nicht mehr erreichbar und die SBB hat uns die Bescheinigung über den „Verbindungs-Bruch“ ausgestellt (ein schönes Wort, oder?) mit dem Ergebis, dass wir nun ohne Zugbindung unterwegs waren. Mit einem kurzen Spurt ( „der Zug geht auf Gleis 4 in …äh … 4 Minuten“) haben wir dann die Rückreise fortgesetzt und waren letztlich 1.5 Stunden früher zu Hause als geplant. Bahnfahren war auf alle Fälle prima.