Laudatio zur Verleihung der Georg Sittig Medaille für die Gesellschaft für Politische Bildung

Am 10. Juni hat die SPD Würzburg und die SPD-Stadtratsfraktion die Georg Sittig Medaille an Personen und Gruppierungen verliehen, die aktiv sind für die Würzburger Stadtgesellschaft.

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Geehrt wurden:

  • die Gesellschaft für Politische Bildung
  • Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage
  • Perspektive e.V.
  • der Berufsverband der bildenden Künste Unterfranken

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Ich durfte die Laudatio halten für die Gesellschaft für politische Bildung:

„Demokratie ist anstrengend – aber leider geil“

– so der Titel eines Essays von Patrick Breitenbach.

Ich denke, der Titel und auch das Essay fassen gut zusammen, worum es letztlich geht in der Demokratie.

Demokratie kann man nicht so einfach hinnehmen. Man muss sich Ihrer immer wieder neu versichern.

Demokratie erfordert Aktivität, Interesse und Diskussion – kontinuierlich und immer wieder in ruhigen und in stürmischen Zeiten.

Und es waren stürmische Zeiten vor 50 Jahren.

Schockierende Wahlerfolge der NPD, Einzug der NPD in den bayerischen Landtag, Verunsicherung vieler Bürgerinnen und Bürger durch die wirtschaftliche Rezession- das Wirtschaftswunder ging zu Ende, die Verschärfung der politischen Debatte um die Notstandsgesetzgebung und die Zunahme der Proteste vor allem der studentischen Generation am bisherigen Wohlstandsstaat prägten die Zeit

Polarisierung der Gesellschaft auf der einen Seite – Verunsicherung der Gesellschaft auf der anderen Seite stellten letztlich die noch recht junge Demokratie in Frage.

Demokratie braucht Demokratinnen und Demokraten! Woher aber nehmen? Demokratie durch Bildung – das war gerade in dieser Zeit – gerade auch durch die Neu-Gestaltung und den Wiederaufbau von Volkshochschulen – die Antwort auf diese Frage.

In Würzburg gründen 1965 engagierte Bürgerinnen und Bürger, unter Ihnen auch die SPD-Politikerin Gerda Laufer, die Gesellschaft für Politische Bildung.

Ihr Zweck  ist die „Vermittlung von Kenntnissen und Bildung im Sinne des demokratisch sozialen Rechtsstaates durch Veranstaltung von Kursen, Seminaren, öffentlichen Vorträgen und Diskussionen sowie durch Herausgabe und Verbreitung geeigneter Literatur.“ (Satzungszitat)

Es geht den Gründerinnen und Gründern um politische Bildungsarbeit. Einig war man sich, dass diese Bildungsarbeit allen interessierten Bürgerinnen und Bürgern offen stehen soll. Man wollte keine interne Parteischule – es ging um politische Bildung für Alle und um einen (sozialdemokratischen) Beitrag für die Sicherung der Demokratie.

Es entstand die Heimvolkshochschule Frankenwarte – unsere heutige Akademie Frankenwarte – die 1966 den regulären Betrieb auf der Frankenwarte aufnahm. Gerda Laufer war erste Vorsitzende des Trägervereins, der Gesellschaft für politische Bildung, Bruno Friedrich Geschäftsführer und Direktor der Frankenwarte.

Es ging den Gründerinnen darum, ein Verständnis für Demokratie zu erwerben und in der Konsequenz Gesellschaft demokratisch weiterzuentwickeln.

Inhaltliche Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, Auseinandersetzung mit Fragestellungen und Problemen der Gegenwart, das Wissen um Strukturen und politische sowie gesellschaftliche Zusammenhänge macht es erst möglich, die Demokratie wertzuschätzen und sowohl Gegenwart als auch Zukunft demokratisch zu gestalten.

Gleichzeitig brauchen die Einzelnen auch das nötige Handwerkszeug um Gesellschaft zu gestalten.

Damals wie heute stellen die Information, Diskussion und Kritik unterschiedlichsten thematischen Fragestellungen aus Vergangenheit und Gegenwart und die Entwicklung individueller Kompetenzen – insbesondere im Bereich der Kommunikation – also die Fähigkeit sich mitzuteilen – den wesentlichen Bestandteil des Bildungsangebots der Frankenwarte dar.

Bis 1994 war Gerda Laufer Vorsitzende der Gesellschaft für Politische Bildung. Nach ihr wurde Walter Kolbow zum neuen Vorsitzenden gewählt, der die Gesellschaft für Politische Bildung bis heute im Sinne des Gründungsgedanken weiter führt. Zwar haben sich die Themenstellungen verändert und die Probleme erweitert. So fand beispielsweise gerade in dieser Woche ein Seminar zur digitalen Gesellschaft statt.

Der Grundgedanke ist aber immer noch der gleiche. Demokratie braucht politische Bildung!

Und Auch heute sind es wieder stürmische Zeiten. Auch heute gilt es, die Demokratie zu sichern und sich Ihrer zu vergewissern – gerade wenn Rechtspopulisten und Rechtsextremisten in Parlamente einziehen, wenn nahezu 50% der Bevölkerung eines Landes einen Blauen – wir würden wohl sagen einen Braunen – als Ihren Bundespräsidenten wünschen – das ist gerade nochmal gut gegangen. Und auch bei uns haben die Rechten starken Zulauf. Rechtes Gedankengut ist tief verankert in der Mitte unserer Gesellschaft.

Die Wahlerfolge der AfD, der starke Zulauf zu Pegida etc. müssen uns eine Mahnung sein. Rechtes Gedankengut auf der einen Seite und Politkverdrossenheit und Desinteresse auf der anderen Seite stellen heute unsere Demokratie erneut in Frage.

Wir sind gefordert, gemeinsam wachsam zu sein und uns einzumischen. Das können wir und lernen wir – auch dank der Arbeit der Gesellschaft für politische Bildung.

Denn -so P.Breitenbach im eingangs erwähnten Essay –

„Demokratie ist kein Konsum. Demokratie ist Prosum. Demokratie lebt immer vom Mitmachen.

Je weniger mitmachen, desto thematisch einseitiger wird das jeweilige demokratische System.

Je weniger sich darüber schlau machen, desto einfältiger wird das jeweilige demokratische System.

Je weniger sich dafür interessieren, desto frustrierender

wird das jeweilige demokratische System.

Demokratie ist immer auch die Summe unserer Bereitschaft zur Partizipation.

Demokratie ist also niemals gleich, sie ist tagtäglich im Fluss und du bist ein wichtiger Teil von ihr.

Es lohnt sich. Auch wenn es anstrengend ist.“

Politische Bildung ist heute wichtiger denn je! Die Demokratie braucht sie. Die Demokratie braucht auch weiterhin die gute Arbeit der Gesellschaft für Politische Bildung. Die Frankenwarte, deren Träger die Gesellschaft für Politische Bildung ist, leistete und leistet und wird das auch im Zukunft tun in unserer Region einen wichtigen Beitrag zur politischen Bildung und damit zum Fortbestand unserer demokratischen Gesellschaft.

Ich freue mich, heute,im 50. Jahr ihres Bestehens,

die Gesellschaft für Politische Bildung mit der Georg Sittig Medaille der SPD Würzburg und der SPD – Stadtratsfraktion ehren zu dürfen und unsere Dank für diese wichtige Arbeit für unsere Gesellschaft auf diese Weise ausdrücken zu können.

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